Die zur botanischen Gattung "vitis" gehörende Rebe ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Vom Beginn der Zivilisation bis heute begleitet der Wein die grossen Ereignisse der Menschen. Wein wird in religiösen Zeremonien und bei Festen getrunken und dient zusätzlich als Heil- und Beruhigungsmittel. Wein war schon den ältesten Zivilisationen bekannt, wahrscheinlich kommt er aus Persien. Ägypter, Phönizier, Griechen und Römer hatten eine besondere Vorliebe für kräftige und alkoholreiche Weine, die mit zahlreichen Gewürzen versetzt waren und mit Wasser vermischt getrunken wurden. Griechen und Römer hatten mit Dionysos und Bacchus ihre eigenen Weingötter. Während ihrer Eroberungszüge sorgten die Römer auch für die Ausbreitung der Weinstöcke. Sie trieben die Weinkultur systematisch in ganz Gallien voran. Obwohl die Gallier grosse Freunde von "Cervicia" und "Met" waren, fanden sie am Wein sehr schnell Geschmack und wurden ausgezeichnete Weinbauern. Sie waren mit ihren Produkten in Rom so erfolgreich, dass Kaiser Domitian die Hälfte der keltischen Rebstöcke ausreissen liess, um den römischen Weinbau zu schützen. Zu
Beginn des 4. Jahrhunderts erkannte Kaiser Konstantin die christliche Religion
offiziell an, und der Bedarf an Messwein führte zu verstärkten Rebpflanzungen.
Die Ausbreitung des Weinbaus ging Hand in Hand mit der Gründung der Klöster
und der grossen religiösen Orden. Besonders die Benediktiner spielten dabei
eine wichtige Rolle. Im Mittelalter schliesslich gehörten Rebstöcke
zum Landschaftsbild der ganzen Eidgenossenschaft.
Die letzten Reben standen im Unterwihel. Sie verschwanden, als Folge von Rebkrankheiten und der intensivierten Milchwirtschaft etwa um 1910, ganz aus dem Walchwiler Ortsbild. Zudem haben der Import von billigeren Weinen aus dem südlichen Ausland über die neu erstellte Eisenbahn durch den Gotthard zu diesem schnellen Rückgang beigetragen. Im Jahre 1921 pflanzte der damalige Gemeindeschreiber Leo Hürlimann 235 Stöcke Riesling x Sylvaner und 1948 zusätzlich 40 Stöcke Blauburgunder. Aus den im Rebberg Mütschi herangereiften Trauben bereitete er während Jahrzehnten seinen eigenen Walchwiler. Im Jahre 1966 trat Leo Hürlimann an Ueli Schobinger heran, den Weinberg mit 300 Rebstöcken im Mütschi zu übernehmen. Die Winzertradition in Walchwil wurde von ihm und Stefan Marbacher fortgesetzt und der Rebberg Mütschi auf 417 Rebstöcke erweitert. In der 70er Jahren stiessen vier weitere Winzer dazu, die sich in der Folge zur Winzergemeinschaft Walchwil zusammenschlossen. Sie bauten zusammen die Anbaufläche aus und bearbeiteten auch die Reblagen Aesch, Engelmatt und Obersagen im Ausmass von rund 2'000 Rebstöcken, die im Stickelbau gezogen wurden.
In Walchwil ist Otto Hürlimann von der Hotel Pension Aesch zur Zeit der grösste Weinproduzent. Er bewirtschaftet rund 20 Aren Rebland oder 2000 Rebstöcke. Für die nächsten Jahre ist ein weiterer Ausbau vorgesehen. "Pro Quadratmeter ein Stock", so will es die alte Regel. Ein Drittel davon ist Blauburgunder, zwei Drittel sind weisse Weine: Riesling x Sylvaner, Räuschling oder Gutedel. Die Winzergemeinschaft Walchwil keltert ihren Wein selber. Sie ist die älteste Gruppe der Weinbauer im Kanton Zug. Sie ziehen auf neun Aren zur Hälfte Blauburgunder, zur anderen Riesling x Sylvaner und Räuschling. Sie rechnen mit 800 bis 900 Flaschen im Jahr und erreichen so das Ziel, dass ein Rebstock oder ein Quadratmeter Rebberg eine Flasche Wein ergibt. Daneben bauen noch einige Private in Walchwil Wein an, den sie aber nicht selber keltern. Total stehen in Walchwil zur Zeit 35 Aren Weinstöcke.
Riesling
x Sylvaner (Müller Thurgau): Diese Sorte ist das Ergebnis der züchterischen
Arbeit des Prof. Müller-Thurgau um 1882. Als späterer Direktor der Eidg.
Versuchsanstalt Wädenswil liess er mitgebrachtes Kreuzungsmaterial weiter
veredeln. Ihre für nördliche Weinbaugebiete wichtigen Eigenschaften
sind die Frühreife, Fruchtbarkeit, das ansprechende muskatartige Bukett und
die geringe Säure. Nachteilig ist die Fäulnisanfälligkeit. Der
Wein ist fruchtig, elegant, rassig und süffig. Rheinriesling: Die spätreife Sorte mit kleinen kompakten Trauben verlangt nach der besten Lage. Sie verrieselt leicht, was die Erträge mindern. Er ist sehr fruchtig und durch eine stahlige Säure gekennzeichnet. Blauer
Burgunder: Er wird für nördliche Gebiete als hervorragendste Rotweinsorte
angesprochen. Die Rebe besitzt eine gute Widerstandsfähigkeit in der Blüte
und ist zudem wenig empfindlich gegenüber Pilzkrankheiten. Nachteilig erweist
sich die Anfälligkeit für Traubenfäulnis. Der Wein ist duftig-elegant
und kräftig.
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