Die Germanen waren die Völker und Stämme in Nord- und Mitteleuropa, die der indogermanischen Sprachfamilie angehörten. Innerhalb ihres Siedlungsraumes der von etwa zwei bis drei Millionen Menschen bewohnt war, lagen die Gebiete der einzelnen Gruppen besonders im Wassernetz der grossen deutschen Flüsse. Zwischen den Siedlungsgebieten der einzelnen Stämme gab es breite Waldstreifen und Sumpfgebiete, die sie voneinander absonderten und gegen unvermutete Ueberfälle schützten. Ihr Name war von einem Stamm der am Niederrhein lebte auf alle seine östlichen und nördlichen Nachbarn übertragen worden. Besonders in den letzten beiden Jahrhunderten vor Christi Geburt versuchten germanische Stämme, sich nach Westen und Süden auszubreiten. Sie wurden jedoch von den Römern an Rhein und Donau aufgehalten. Die Römer ihrerseits beendeten Versuche, in das germanische Siedlungsgebiet vorzudringen, nachdem sie 9 n.Chr. im Teutoburger Wald vernichtend geschlagen wurden. Von da an galt der Rhein als Grenze zwischen dem Römischen Reich und Germanien. Bei den Römern wurden die Germanen wegen ihres blonden, blauäugigen Aussehens sehr bewundert. Sie bildeten eine Gemeinschaft freier Bauern, die vorwiegend Ackerbau und Viehzucht betrieben. Von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen waren die Unfreien, meist unterworfene Ureinwohner oder Kriegsgefangene und ihre Nachkommen. Sie lebten vorwiegend in grösseren Dörfern, weilerartigen Kleinsiedlungen und Einzelhöfen. Innerhalb des Dorfes hatte jede Familie ihre umzäunte Hofstätte. Eine mächtige Baumkrone beschirmte das einfache Bauernhaus mit einem tiefliegenden Strohdach. Allmend hiess das übrige Wald- und Weideland, das zum Dorf gehörte. Hier durfte jeder Genosse sein Vieh nach belieben weiden lassen und Bau- oder Brennholz holen oder jagen. Mehrere Dörfer bildeten eine Gaugenossenschaft. Der gemeinsam gewählte Gaufürst leitete die Gauversammlungen und führte die Männer an im Krieg. Den ganzen Volksstamm regierte entweder der Rat der Gaufürsten oder ein König. In der Genossenschaft zählten nur die waffentragenden freien Männer. Die Leibeigenen waren wie die Halbfreien rechtlos und hatten an den Volksversammlungen kein Stimm- und Wahlrecht. Für den Totschlag eines Adeligen, eines Fürsten oder dessen Nachkommen bezahlte man 35 Ochsen, für einen normalen Freien 28, für einen Halbfreien 14, für einen Leibeigenen nichts. Die Tötung eines Leibeigenen galt gleichviel wie der Diebstahl eines Pferdes. Für die Bezahlung haftete die ganze Sippe, manchmal mit dem Blut. Der einzelne Mensch wurde nicht als einmalige Person geachtet, er war ein blosser Teil der mit ihm blutsverwandten Sippe.
Die Runenschrift der Germanen
Am
Anfang lebten auf der Erde nur Riesen. Der erste Riese war der Urriese Ymir.
Die göttlichen Brüder Odin, Willi und We erschlugen
den Urriesen Ymir. Sein Blut ertränkte alle anderen Riesen bis auf einen,
der sich mit seiner Frau in die Berge rettete. Der untere Teil von Ymirs Schädel
wurde zur Erde, die Schädeldecke zum Himmelszelt. Als Ymir tot war, hauchten
die drei Brüder zwei Bäumen Leben ein. Aus dem einen wurde der Mann
Ask, aus dem anderen die Frau Embla. Bei der Götterwelt der Germanen
war Odin der höchste Gott. Odin hatte nur ein Auge. Wenn es donnert, so glaubten die Germanen, fährt Thor mit seinem Wagen über den Himmel. Sein bekanntestes Merkmal war sein Hammer Mjölnir. Der beliebteste Gott bei den Alemannen war Ziu, der Kriegsgott. Dann kam Njörd, der Meeresgott. Seine Kinder hiessen Freyr und Freya. Freyr war für die Germanen der Fruchtbarkeitsgott. Seine Schwester hingegen war für die Befruchtung zwischen den Lebewesen zuständig. Der Bösewicht der Götter hiess Loki. Seiner Ehe entsprangen drei Kinder, der Fenriswolf, die Hel und die Mitgardschlange. Den Fenriswolf banden die Götter an einer einsamen Insel fest. Die Hel musste ins Totenreich und dort regieren. Die Mitgardschlange warfen sie ins Meer. Dort wuchs sie weiter biss sich immer in den Schwanz. Ueber
allen Göttern herrschten die drei Nornen Urd, Werdandi und
Skuld. Urd stand für die Vergangenheit, Werdandi für die Gegenwart
und Skuld für die Zukunft. Die Nornen spannen an Lebensfäden. Wenn die
Lebensfäden lang genug waren, schnitten sie sie durch. In diesem Moment starb
der Besitzer des Lebensfadens. Sie sassen zu Füssen der Weltesche Yggdrasil.
Diese Esche werde erst beim Weltuntergang fallen. In der Krone verborgen sich
zwei Menschen. Eine Frau und ein Mann. Sie würden das erste Paar sein, das
die Erde wieder besetzt. Der Weltuntergang wird damit beginnen, dass die Weltesche
erzittert und die Moral zerfällt. Der Fenriswolf reist sich los und verschlingt
Odin. Die Einherier machen sich zum Kampf bereit. Eine Reihe von Zweikämpfen
endet tödlich. Thor tötet die Mitgardschlange, stirbt aber an ihrem
Gift. Heimdall und Loki töten sich gegenseitig. Freyr stirbt wegen dem bösen
Surtr, der den Weltenbrand entfacht. Der Fenriswolf frisst die Sonne. Die Erde
versinkt im Meer, das Weltall vergeht in Rauch und Feuer.
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